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  • AutorenbildMichèle Aschwanden

Mit Topsharing im Detailhandel die Frauenquote im Kader erhöhen

Im Topsharing ist ein Führungstandem nicht nur durch gemeinsame Aufgaben verbunden, sondern trägt auch gemeinsame Führungsverantwortung. Im Rahmen der Bachelor-Arbeit an der Hochschule für Wirtschaft HWZ hat Michèle Aschwanden untersucht, ob durch den Einsatz von Topsharing der Frauenanteil in Kaderpositionen im Detailhandel gesteigert und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann. Der folgende Blogbeitrag fasst die zentralen Erkenntnisse der Studie zusammen.


Detailhandel Mann und Frau

Als ehemalige Geschäftsführerin bei einem der grössten Detailhandelskonzerne der Schweiz erlebte ich, wie meine Berufskolleginnen nach der Familiengründung nicht mehr in ihre Kaderpositionen zurückkehren konnten. Kind oder Karriere? Mit dieser Frage müssen sich immer noch viele Geschäftsführerinnen und angehende weibliche Führungskräfte im Detailhandel auseinandersetzen.


Hohe Teilzeitquote – fehlende Perspektiven für Führungskräfte in Teilzeit

Der Detailhandel zählt zu den wichtigsten Beschäftigungszweigen der schweizerischen Volkswirtschaft und zeichnet sich durch eine hohe Teilzeitbeschäftigung von Frauen aus. Der Detailhandel, der einen Frauenanteil von 66% (Stand 2020, BFS) aufweist, zeigt jedoch eine geringe Akzeptanz für alternative Teilzeitführungsmodelle. Dies führt dazu, dass Kadermitarbeiterinnen nach der Familiengründung auf eine leitende Position verzichten müssen und nicht mehr in ihrer bisherigen Funktion tätig sein können.


Mit Topsharing das Potenzial der weiblichen Führungskräfte nachhaltig nutzen

Mein persönlicher Bezug zum Detailhandel hat mich veranlasst, in meiner Bachelor-Thesis zu untersuchen, ob durch die Einführung von Topsharing im Detailhandel eine Stärkung der Frauenquote erzielt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann. Um dieser Forschungsfrage auf den Grund zu gehen, führte ich 22 Interviews mit Fachexperten, HR-Verantwortlichen sowie jetzigen und ehemaligen Geschäftsführerinnen durch.


Alle sind sich einig: Topsharing erhöht nicht nur den Frauenanteil auf Führungsebene, sondern steigert auch die Attraktivität des Detailhandels. Weiter kristallisierte sich in den Interviews die Haltung heraus, dass sich durch den Einsatz von Topsharing Familie und Beruf gut vereinbaren lasse. Dadurch werde weiblichen Führungskräften ermöglicht, auch mit Kindern in einer Teilzeitführungsstelle im Detailhandel tätig zu sein. Aber nicht nur für Frauen bzw. Mütter kann dieses Modell spannend sein. Es eignet sich geschlechterunabhängig für weibliche und männliche Führungskräfte, die nicht Vollzeit in einer leitenden Führungsrolle tätig sein wollen, sondern beispielsweise einem zeitintensiven Hobby nachgehen oder eine Weiterbildung absolvieren.


«Also, ich glaube, erstens ist es vor allem für uns als Coop attraktiv, wenn wir Topsharing anbieten. Weil es für uns ein enormer Verlust ist, all die jungen Geschäftsführerinnen und auch Stellvertreterinnen zu verlieren aufgrund Mutterschaft – dass sie uns verlassen oder nur noch als «Stundenlöhner» in unserem Unternehmen arbeiten. […]» (L. P., 2021, Zitat aus Studie).


Chancen von Top-Sharing für Detailhandelsunternehmen

Die Einführung und Förderung von Topsharing erhöht nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeberin, es können dadurch auch Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Zudem profitiert der Detailhandel von der langfristigen Treue von qualifizierten Arbeitskräften, die eine höhere Motivation und Leistungsbereitschaft bei der Arbeit zeigen. Dank der Führung einer Verkaufsstelle im Topsharing ist eine bessere Stellvertretung der Führungskräfte sichergestellt, was zu einer höheren Arbeitsqualität führt, was wiederum eine höhere Kundenzufriedenheit mit sich bringen kann. Das Unternehmen profitiert von einem grösseren Know-How, denn nicht nur eine, sondern zwei qualifizierte Führungskräfte bringen ihre Kompetenzen ein.


«Einer von den zentralen Punkten ist, dass wir Sharing bereits vor Jahren zugelassen haben. Vor zirka fünf bis sechs Jahren waren wir noch ziemlich starr im Kader, das bedeutet, eine Frau oder auch ein Mann musste 100% arbeiten und immer vor Ort sein etc. Wir haben dies frühzeitig einmal gesplittet, d.h. wir haben uns hinsichtlich dieser Thematik geöffnet und uns gesagt: Nein, Teilzeitarbeit ist auch im Kader möglich. Wir haben heute auch Kadermitarbeiterinnen und Kadermitarbeiter, welche 70% arbeiten» (G. R., 2021, Zitat aus Studie).


«Dann könnte dies durchaus dazu führen, dass dieses Unternehmen eine bessere Performance verzeichnen kann. Nämlich nicht nur als attraktive Arbeitgeberin, sondern dass das Unternehmen als familienfreundlich, gesellschaftsfreundlich auf dem Markt wahrgenommen wird» (P. W., 2021, Zitat aus Studie).


«Ich bin der Überzeugung, dass wir dann mehr Ladenleiter hätten und dass wir eine grössere Bandbreite an Führungsleuten hätten, die willig und würdig wären für diese Funktionen. Das wäre für mich eine grosse Chance» (A. M., 2021, Zitat aus Studie).


Chancen von Topsharing für weibliche Führungskräfte

Die Gespräche mit jetzigen und ehemaligen Geschäftsführerinnen zeigen, dass mit Topsharing ein wichtiger Beitrag zur Gleichstellung von Mann und Frau geleistet werden kann. Die Interviewpartnerinnen sind davon überzeugt, dass mit dem modernen Teilzeitführungsmodell die Work-Life-Balance gefördert wird, weil sie dadurch die Familie besser mit ihrem Berufsleben vereinbaren und/oder ausserberuflichen Interessen einfacher nachgehen können. Dadurch wird die Arbeitszufriedenheit in Führungsfunktionen erhöht, was zu einer höheren Motivation beiträgt. Wichtig erachten weibliche Führungskräfte, dass vermehrt sogenannte Rollenmodelle als Vorbilder geschaffen werden sollten.


«Ich wäre noch motivierter bei der Arbeit, da ich meine Führungskompetenzen wieder einsetzen könnte. Zudem fördert Topsharing meine Kreativität und all meine Kompetenzen kämen durch dieses Modell wieder zum Einsatz. Ein weiterer Vorteil wäre für mich die hohe Flexibilität» (M. D., 2021, Zitat aus Studie).


Fazit und Handlungsempfehlungen

Aufgrund der durchgeführten empirischen Studie wurde erkannt, dass im Detailhandel das Bedürfnis nach Topsharing als zeitgemässes Teilzeitführungsmodell vorhanden ist. Entscheidet sich ein Detailhandelsunternehmen für die Einführung des Topsharing-Modells ist empfehlenswert, dass das Führungsmodell gut eingeführt und begleitet wird. Damit sich dieses flexible Arbeitsmodell jedoch richtig in einem Unternehmen entfalten kann, braucht es Führungskräfte die gewillt sind, diesen Weg zu gehen. Konkret heisst dies, wenn Führungskräfte an einem Topsharing interessiert sind, muss dieses Interesse proaktiv bei den Vorgesetzten geäussert werden.


Zur Autorin:

Michèle Aschwanden absolvierte ihre Ausbildung im Detailhandel und führte bereits mit 24 Jahren eine Filiale bei einem der grössten Detailhandelskonzerne der Schweiz. Aktuell arbeitet sie als Berufsschullehrerin und Teilprojektleiterin Reform Verkauf 2022 am KBZ Zug. Sowohl als WEshare1-Botschafterin wie als Inhaberin von «TopSharing im Detailhandel» setzt sich Michèle Aschwanden aktiv dafür ein, Job- und Topsharing in der Schweiz zu fördern. Als frischgebackene Mutter ist es ihr sehr wichtig das Potential von Topsharing aufzuzeigen, damit die Work-Life-Balance zwischen Beruf und Familie gelebt werden kann. In der Freizeit geniesst Michèle Spaziergänge an der frischen Luft und geht gerne mit Freunden essen.



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