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  • AutorenbildBarbara Künzle

Topsharing, die neue Zukunft?!

Immer mehr Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dem Wunsch ihrer Mitarbeitenden nach Vereinbarkeit von Job, Familie und Freizeit gerecht zu werden. Nebst vielen anderen Arbeitsformen gewinnt auch das Modell des Topsharings zunehmend an Aufmerksamkeit. Doch wie wird das Modell gelebt und welche Vorteile bringt es mit sich? Diesen und weiteren Fragen ist WEshare1 Botschafterin Barbara Künzle im Interview mit Petra Düsel und Daniel Alig auf den Grund gegangen.


Topsharing und Vereinbarkeit

Topsharing als Vorzeigemodell

Petra Düsel und Daniel Alig arbeiten bereits mehr als vier Jahre gemeinsam im Co-Lead, was sie somit zu Vorreiter:innen dieser futuristischen Arbeitsweise macht. Dafür haben sie all ihren Mut zusammengenommen, um das Topsharing-Projekt zu starten. Petra Düsel äussert sich dazu wie folgt: «Für mich als Mutter von zwei Kindern kam ein Pensum von 100 Prozent nicht in Frage, da die Vereinbarkeit von Job und Familie zu schwierig ist». Mittlerweile sind die beiden ein eingespieltes Duo und arbeiten in einem Pensum von jeweils 60 und 80 Prozent. Insgesamt führen sie zehn Personen im Bereich Personal-Nachwuchs.

 

«Für mich als Mutter von zwei Kindern kam ein Pensum von 100 Prozent nicht in Frage, da die Vereinbarkeit von Job und Familie zu schwierig ist.»

 

Topsharing heisst, in die Gleiche Richtung blicken

Petra und Daniel wurden unabhängig voneinander von unterschiedlichen Personen auf die 100-Prozent-Stelle angesprochen. Für beide stand jedoch fest, dass die Vereinbarkeit von Familie und Hobbys mit einer 100-Prozent-Stelle nicht möglich ist. Petra und Daniel kannten sich bereits von einem internen Projekt im Unternehmen. Im Austausch miteinander haben sie dann die Idee generiert, sich gemeinsam für die Stelle zu bewerben. Dass sie sich bereits kannten, sei ein grosser Vorteil gewesen. Somit wussten sie, dass die Zusammenarbeit stimmt. Beide raten davon ab, mit einer völlig fremden Person im Co-Lead zu starten. Petra und Daniel vertreten die gleichen Werte, Ziele und Visionen, wenn es um Führung geht. Hinzu kommt, dass sie sich im gleichen Lebensabschnitt befinden und ähnliche Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Karriere haben. Dazu äussern sich die beiden: «Wir können von uns behaupten, beide am gleichen Punkt im Leben zu stehen – sowohl karrieretechnisch als auch familiär.» Rein hypothetisch gesehen, würde es für Petra nicht funktionieren, wenn Daniel keine Familie hätte und sie schon. Die Lebenssituationen wären zu unterschiedlich.

 

«Wir können von uns behaupten, beide am gleichen Punkt im Leben zu stehen – sowohl karrieretechnisch als auch familiär.»

 

Gemeinsam stark

Seit sie ihre Bewerbung zusammen eingereicht haben, gibt es sie nur noch im Doppelpack. Sie sind sehr transparent und kennen Lohn, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie jeweilige variable Vergütungen des anderen. Die beiden verfügen über unterschiedliche Kompetenzen und Stärken. Diese haben sie sogar gemeinsam in einem Coaching herausgearbeitet. Daniel meint dazu: «Unsere Stärken und Schwächen ergänzen sich perfekt.» So ziehen die beiden auch gerne den Vergleich mit einem Zebra – wo eine Person schwarz ist, ist die andere weiss, und umgekehrt. Dies führt schlussendlich zu einem maximierten Kompetenzprofil. Ebenfalls ist es wichtig, dass sie sich absprechen und Rücksicht aufeinander nehmen. Gegenseitiges Vertrauen schafft dabei Sicherheit. Es sollte niemand ein grösseres Machtstreben als die andere Person im Co-Lead haben. Konkurrenz-Denken ist fehl am Platz. Schlussendlich zählt immer das Gesamt-Ergebnis, das sie gemeinsam erzielen.

 

«Unsere Stärken und Schwächen ergänzen sich perfekt.»

 

Zwei sind besser als eine:r allein

Viele Vorgesetze tun sich immer noch schwer, die Vorteile des Topsharings zu erkennen. Sie fürchten gar, einen Mehraufwand zu haben. Oft zeigt sich jedoch das Gegenteil. Häufig wird argumentiert, dass ein Topsharing-Modell zu teuer sei. Externe Führungshilfen kosten jedoch meistens mehr, womit das Argument nicht stimmig ist. Petra erklärt: «Im Topsharing wird eine 100-Prozent-Stelle auf zwei Köpfe verteilt, die beide zu 100 Prozent denken.» Schlussendlich resultiert daraus ein doppelter Nutzen, da mehr Ideen generiert werden und das wiederum zu mehr Innovation führt. Meinungsverschiedenheiten werden reflektiert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Ähnlich wie mit einem Sparringspartner oder einer Sparringspartnerin wird somit das beste Ergebnis herausgearbeitet. Dadurch sind Petra und Daniel im Meeting als Duo immer gut vorbereitet und abgesprochen. Auch die Mitarbeitenden profitieren von diesem Modell, da stets jemand als Ansprechperson verfügbar ist und die Co-Leads nie gleichzeitig abwesend oder im Urlaub sind. Beide haben Zugriff auf den jeweiligen anderen Mail-Account und sind über allfällige Projekte des anderen informiert.

 

«Im Topsharing wird eine 100-Prozent-Stelle auf zwei Köpfe verteilt, die beide zu 100 Prozent denken.»

 

Es wird Zeit, umzudenken!

Petra und Daniel hoffen, dass die Form des Topsharings als Chance für die Gesellschaft erkannt wird und dieses in Zukunft mehr Anklang in Unternehmen findet. Somit könnten wir uns vom veralteten Gedanken, dass Männer arbeiten und Frauen zu Hause für die Kinder sorgen, weiter entfernen. Immer mehr Männer könnten dadurch ihr Pensum reduzieren und an der Kinderversorgung aktiv beteiligt sein. Frauen wiederum würde es erleichtern, in einem Teilzeitpensum Karriere zu machen und somit die gläserne Decke zu durchstossen. Petra und Daniel sind sich einig, dass dies ein wichtiger Schritt ist, weg von der sozialen Rollenverteilung hin zu ausgewogener Aufgabenteilung.

 

«[...] weg von der sozialen Rollenverteilung hin zu ausgewogener Aufgabenteilung.»

 

Zu den Interviewpartner:innen: Daniel Alig ist seit 15 Jahren bei der Zürcher Kantonalbank im Team Personal-Nachwuchs tätig. Seit mehr als vier Jahren arbeitet er zusammen mit Petra im Topsharing. Er ist 45 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder, die zehn und zwölf Jahre alt sind. Seit seine Kinder zwei- und vierjährig sind, arbeitet er im Teilzeitpensum von 80 Prozent. In seiner Freizeit spielt er leidenschaftlich Golf und verbringt viel Zeit mit seiner Familie.


Petra Düsel-Rüfenacht arbeitet seit 16 Jahren bei der Zürcher Kantonalbank. Sie kommt aus dem Bereich Erwachsenen- und Jugendbildung und hat vor mehr als vier Jahren in die Personalabteilung gewechselt, um im Co-Lead mit Daniel zu starten. Sie ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder, die vierzehn und zwölf Jahre alt sind. Petra arbeitet in einem Teilzeitpensum von 60 Prozent. In ihrer Freizeit liebt sie es, im Winter in die Berge zu fahren. Sie geniesst Wintersportarten aller Art mit ihren Liebsten und entdeckt mit ihnen die Welt.


Zur Autorin:


Dr. Barbara Künzle ist WEshare1 Botschafterin, Partnerin bei Avenir Group und leitet das Geschäftsfeld Assessment. Sie berät Unternehmen zu Diversity und hat einen Vereinbarkeitscheck für Firmen entwickelt. Zudem coacht sie Frauen zu Fragen rund um Führung, Karriere und Vereinbarkeit.



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